TA Es soll kein Papier für die Schublade werden, das Carmen Seidel da erstellt. Die Stadtplanerin vom Büro Consilium in Weimar arbeitet seit einigen Monaten an einem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK). Sie ist alle Straßen abgelaufen, hat sich durch Statistiken und Fotosammlungen gewühlt. Erste Ergebnisse ihrer Bestandsaufnahme stellte sie am Donnerstagabend in einer Bürgerversammlung vor, an die sich eine Stadtratssitzung anschloss.
Das Interesse war für Stadtilmer Verhältnisse groß und der Sitzungssaal im Feuerwehrgerätehaus gut gefüllt. Carmen Seidel nahm kein Blatt vor den Mund. Die Kleinstadt wird es schwer haben in den nächsten Jahrzehnten, weil die Bevölkerung immer älter wird, was unter anderem zu Leerstand in den Häusern und veränderte Anforderungen an Betreuung und Dienstleistungen führt. Darauf muss die Politik reagieren.
Stadt braucht mehr barrierefreie Wohnungen
Das Entwicklungskonzept soll ein Handlungsrahmen für die Stadtplanung der nächsten 10 bis 20 Jahre werden. So ein Konzept ist auch zwingende Voraussetzung für die Gewährung von Fördermitteln. Die Bürger können nicht nur mitreden, sie sollen es. Deshalb diese erste Vorstellungsrunde und der Appell an die Stadtilmer, sich mit ihren Ideen einzubringen. „Wie das Leben hier tickt, das wissen Sie am Besten“, sagte Seidel.
Nach einer Bestandserfassung mit Prognosen und Trends sowie der Herausarbeitung von Handlungsschwerpunkten geht es darum, ein Leitbild für die Stadt, exemplarische Stadtumbauprojekte und ein Maßnahmekonzept zu erstellen.
Da es künftig mehr alte und weniger junge Einwohner gibt, wächst die Nachfrage nach kleineren, kostengünstigen Wohnungen. Die vorhandenen Plattenbauten bieten sich durch standardisierte Lösungen für eine barrierefreie Sanierung an. Die kurzen Wege sprechen wiederum für altersgerechte Angebote in der Innenstadt.
Momentan ist die Altstadt nur selten im Blick von Investoren und Häuslebauern. Das liegt am Durchgangsverkehr, fehlenden Stellplätzen, dem oft ungepflegten Umfeld. Zudem sind die Kosten für eine Sanierung schwer zu kalkulieren. „Doch wenn wir die Innenstadt nicht attraktiv gestalten“, so Seidel, „wird Stadtilm seine Mitte verlieren“.
Baulücken und Gewerbebrachen sollten bebaut, die Ortseingänge begrünt werden. Ein Gewinn für alle wäre auch, die Ilm-Aue durchgängig begehbar zu machen. Einige konkrete Ideen für eine Brachfläche Ecke Weimarische/Erfurter Straße hatte Carmen Seidel mitgebracht.
So kann sie sich dort ein Bürogebäude ebenso vorstellten, wie ein Einfamilienhaus mit einem Nebengebäude an der Ecke – oder einen Abenteuerspielplatz, der die Gestaltung der Stadtmauer aufnimmt und den Straßenzug schließt. Ein Vorschlag, der hörbar für Aufsehen sorgte.
Welche Noten die Stadtilmer ihrer Stadt geben, das wird gerade erfragt. Der Fragebogen war im Stadtilmer Anzeiger abgedruckt und lag zur Bürgerversammlung aus. Bis Mitte Februar erhofft sich Bürgermeister Lars Petermann einen regen Rücklauf. Dann geht die Arbeit am ISEK in die nächste Runde.
Quelle Thüringer Allgemeine vom 31.01.2015, Antje Köhler
Zum Originaltext in der Thüringer Allgemeine